Neulich stieß ich bei einem Korrekturauftrag auf die Formulierung “alle Viere von sich strecken” (sicherheitshalber hab ich es gleich durchgestrichen, um zu verdeutlichen, dass diese Schreibweise falsch ist.

Eine Korrektur nach DUDEN-Vorgabe war einfach: ‚alle viere von sich strecken‘ ist die richtige Schreibweise, um bildhaft zu beschreiben, dass jemand ‚platt‘ ist, erschöpft, tot. Bei ‚alle Viere‘ stellt sich die Frage, wie viel ‚Viere‘ jemand hat: alle Arme nach oben, alle Füße auf den Boden, aber alle Viere? Und was ist ein Vier?

Zur Information verweise ich auf DUDEN-Regel 78;  das e hinter der ‚vier‘ von ‚alle viere‘ bei substantivischem Gebrauch des Zahlworts war früher üblich; heute gibt es das nur noch bei Redewendungen.

Ein Blick über Sprachgrenzen lohnt immer: die englische Redewendung lautet: to lie spread-eagled, also wie ein ausgestreckter Adler liegend. Das erinnert mich an ein Wintervergnügen meiner Kindheit: die Mädchen machten den Schneeengel, die Jungs den Schneeadler. Beides sah eigentlich gleich aus, aber wir legten Wert auf den rollentypischen, geschlechtsspezifischen Hintergrund …

Spread-eagled lagen wohl auch die toten Hühner im Stall, nachdem einige ausgebüxte Hunde sie erwischt hatten; die blutrünstige Stephen-King-Adaption des Lokalreporters im Artikel lässt allerdings schaudern: Federvieh mit vier Beinen?

Apropos Blick über Sprachgrenzen: Das Bairische Wörterbuch hält dazu diese passende Redewendung parat: Da legst di nieder und stehst nimmer auf!

So, lassen wir mal fünf(e) gerade sein! Ich geh jetzt kegeln und versuche, alle neune zu werfen …

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